Schon seit 2012 fahren meine Frau Daggi und ich mit unserem 67er 912 Schiebedachcoupé jedes Jahr im Sommer nach Bayern und besuchen unseren Porsche Freund Robert Bujotzek.
Robert wohnt in München, genauer gesagt in Ottobrunn, einem Vorort von München . Natürlich ist er wie wir stolzer Besitzer eines Porsche 912 Urzwölfers. Ein schickes 69er Coupé im Farbton Polorot steht bei ihm zuhause in der Tiefgarage. Über unsere Oldtimer haben wir uns auch kennengelernt. Ja, da ist das Internet als Kontaktbörse einfach
unschlagbar. Ohne die sozialen Medien hätte der eine vom anderen wahrscheinlich nie etwas erfahren. Und das wäre wirklich sehr schade gewesen, denn wir teilen mit dem Münchner nicht nur
die Liebe zum 912, sondern liegen auch sonst - wie man so schön sagt - in jeder Hinsicht auf einer Wellenlänge. In den ersten Jahren hatte uns Robert viel von seiner Heimat gezeigt. Unglaublich schöne
Plätze sind wir angesteuert. Landschaft pur, allein die wunderschöne Gegend um den Tegernsee und Schliersee oder die Fahrten zu den Königsschlössern. Wenn ich daran denke könnte ich sofort wieder gen Süden starten. Und überall wo wir mit unseren seltenen
Urzwölfern aufgetaucht sind, da gingen die Daumen nach oben. Wir haben diese gemeinsamen Oldtimerausfahrten sehr genossen und freuen uns eigentlich das ganze Jahr schon auf die nächste gemeinsame Zeit im Bayernland.
Wer Daggi und mich kennt weiß natürlich, dass wir immer alles auf Fotos und Film festhalten. Wir zeigen das auch allen Mitgliedern der Porsche 912 Group Urzwölfer auf unserer Internetplattform oder machen das über unseren YouTube Channel HORST-TV sowie auf facebook einer breiteren Öffentlichkeit zugänglich.
Da haben dann auch weitere Gruppenmitglieder aus dem Raum München Lust bekommen uns zu treffen und mit ihren Zwölfern auf den Ausfahrten mit dabei zu sein.
Im Jahr 2015 waren wir bereits mit 4 Autos gemeinsam von München zum Oldtimertreffen nach Gmund am Tegernsee unterwegs. Dort veranstaltet der Oldtimerclub Tegernseer Tal e.v. seit Jahren ein markenoffenes Oldtimertreffen und bei einem früheren Besuch hatten uns bereits Location, Veranstalter und Angebot einer bestens organisierten gemeinsamen Ausfahrt sehr begeistert.
In diesem Jahr hatten sich sogar 14 Fahrer aus unserer Group zum Treffen angemeldet. Aber wie es dann immer so kommt wenn der Termin näher rückt – einer wird krank, beim anderen läuft der Motor plötzlich nicht, beim nächsten will die Frau lieber nach Zermatt etc
etc. – am Ende blieben von den 14 Zusagen immerhin noch 9 Fahrer übrig mit denen wir dann wirklich ein aussergewöhnliches , schönes Wochenende hatten.
Das eigentliche Highlight dieses Wochenendes war nicht das Oldtimertreffen in Gmund sondern die Ausfahrt nach Salzburg zu unserem Gruppenmitglied Philipp Haidbauer am Tag zuvor. Auch Philipp kannten wir bislang nicht persönlich sondern nur über die 912-Facebook-Gruppe.
Philipp hatte die Restauration seinen silberfarbigen Porsche 912 grade fertiggestellt und das Auto auf die Straße gebracht. Liebend gern hätte er uns schon am Tegernsee persönlich kennengelernt aber berufliche Gründe sprachen dagegen. So kam uns die Idee, einfach zu ihm nach Salzburg zu fahren. „Kommt er nicht zu uns dann fahren wir halt zu ihm..“ sagten wir uns und nach zwei, drei Emails mit Philipp kam das OKAY, Philipp hatte Zeit, der Termin stand.
Dass Philipp Jet-Pilot bei den legendären Flying Bulls ist und uns direkt zum Hangar 7 am Airport Salzburg eingeladen hatte, machte die Sache natürlich einzigartig. Dort steht in einem futuristisch anmutendem, halbkugelförmigem Baukörper aus Stahl und Glas eine
Flotte von weltweit einzigartigen Flugzeugen und Helikoptern der Luftfahrtgeschichte.
Wir waren wirklich alle sehr aufgeregt was uns da erwarten würde. Schließlich kennt jeder die Kamikaze-Aktionen dieser weltbekannten Fliegertruppe in Ihren alten Kisten, wenn Sie auf Flugshows wahnsinnige Akrobatik in der Luft zeigen oder unter Brücken hindurch fliegen Die technisch und optisch perfekten Flugzeuge der Flying Bulls sind gern gesehene Airshow-Teilnehmer und eine Attraktion bei jeder Art von Luftfahrtveranstaltung.
Nach einer 2-stündige Fahrt bei allerbestem Eierwetter um die 30° – wir fuhren mit unsern Urzwölfern natürlich über Schleichwege von München nach Salzburg und nicht über die Autobahn - kamen wir alle ohne Probleme am Hangar 7 und 8 an. Ein äußerst freundlicher
Security-Mann verwies uns auf bereits abgesperrte und extra für uns freigehaltene Parkplätze direkt vor Hangar 7 . Aufgrund der Hitze meinte dieser sogar, wir könnten die Fenster ruhig geöffnet lassen, er wäre einzig hier eingeteilt, um auf unsere wertvollen Autos aufzupassen. Das fing ja schonmal gut an. Mit so einem netten Empfang hatten wir nicht gerechnet.
Nach wenigen Minuten kam dann auch Philipp persönlich zum Parkplatz und begrüßte uns.
Es war wirklich ein spannender, besonderer Moment. Man kennt sich nicht und dann steht man sich plötzlich live gegenüber, stellt einander vor, macht Shake Hands und es ist, als wäre man schon jahrelang per Du.
Alles paßte , Phillip war ein äußerst sympathischer Typ und nach kurzen Small-Talk kam er mit einer riesen Überraschung raus: „ Ihr dürft mit Euren Porsches alle rauf auf das Flugvorfeld fahren. Dort haben wir 3 historische und äußerst seltene Flugzeuge aufgestellt
und das gibt mit Sicherheit ein tolles Fotoshooting mit den Zwölfern. Und auch prima Filmaufnahmen für HORST-TV.“
Das war der Hammer, so etwas hatte ich natürlich in meinen kühnsten Hoffnungen nicht erwartet: Zugang zum Flugvorfeld, da wo sonst absolut gesperrt ist, wo keiner mit einem Auto hinkommt. Direkt in die absolute Nähe der Flugzeuge. Wir also wieder in unsere Zwölfer eingestiegen, die übrigens Glied an Glied wie auf einer
Perlenschnur aufgereiht eingeparkt waren, und wieder runter vom Parkplatz. Von dort waren es nur 100m bis zu einem schweren Eisentor, das uns der nette Security-Mann schon geöffnet hatte. Sofort war der Blick frei auf die in der Sonne blitzenden Flugzeuge , die auf uns zu warten schienen. Als hätte man die funkelnden Aluminiumverkleidungen heute extra für die Porsche 912 Group Urzwölfer auf Hochglanz poliert.
Ein unwiderstehlicher Blickfang, ein magischer Moment für uns.
Uns allen war sofort klar: das hier ist der absolute Oberhammer, etwas ganz Besonderes, hier direkt so nah an die Flugzeuge heranzukommen mit unseren Autos und Fotos und Filmaufnahmen zu machen, eine Chance, die man wahrscheinlich nie wieder im Leben bekommt.
Philipp hatte tatsächlich 2 Jagdflugzeuge aufstellen lassen. Eine seltene Lockhead P38 Lightning , eine F4U Corsair sowie einen D25 Bomber aus dem 2ten Weltkrieg. Allein dieser Bomber mit seinem eindrucksvollen Flügelwerk und der Glaskanzel mit dem
Maschinengewehr unterhalb des Cockpits versprühte echte Indiana-Jones – Atmosphäre auf dem Flugfeld.
Die Frage für mich war jetzt wie nah wir tatsächlich an die Flugzeuge heranfahren durften.
Die waren ja von unschätzbarem Wert. Da hatte Milliardär und Red Bull Gründer Dietrich Mateschitz keine Kosten gescheut, diese historischen Flug-Raritäten optisch und technisch in einen wahren Traumzustand zu versetzen. Aber als Hintergrund für unsere 8 Urzwölfer wäre das nicht mehr zu toppen.
Dank unseres Alpha Jet Piloten Philipp gabs auch hier überhaupt keine Probleme. „Ihr könnt sogar bis unter die Tragflächen fahren und Eure wunderschönen 12er in Position bringen, je besser werden die Fotos.“
Und das ließen wir uns nicht 2x sagen. Fotoaparat, Digicam, GoPro, Handy , alles wurde gezückt und drauflos fotografiert und gefilmt was das Zeug hielt. Danach fand sich noch kurz Zeit, um Philipps wunderschönes silberfarbiges 912 Coupé zu bewundern. Die komplette Restauration des Porsche ging über vier lange Jahre und
natürlich gab es viel zu gucken und diskutieren. Gegen 18.00 Uhr hieß es dann leider Abschied nehmen. Die Flying Bulls Kollegen nahmen
unseren Philipp wieder in Beschlag. Für die ging es noch am gleichen Abend zu einer Air-Show. Red Bull verleiht eben Flügel.
Und obwohl am Boden zurückgeblieben, wir fühlten uns heute alle beflügelt. Unser Porsche 912 Convoi setzte sich wieder in Richtung München in Bewegung. Was für ein Tag ging da für uns zu ende.
Text Horst E. Goltz - 912 Group Urzwölfer
Fotos Manuela Rocholl-Pütz u. Horst E. Goltz
6.10.2016
Autor: Horst E. Goltz
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